Ein Landkirchenschema für das Dach? Entwicklungen im Dachwerksbau über katholischen Saalkirchen der Zentral-, Nord- und Ostschweiz von 1600 bis 1850
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2022Type
- Doctoral Thesis
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Abstract
Im 17., 18. und frühen 19. Jahrhundert wurden in den ländlichen Gegenden der Zentral-, Nord- und Ostschweiz zahlreiche Kirchen neu gebaut. Besonders ab etwa 1750 kann von einem wahren Bauboom gesprochen werden, der in einzelnen Regionen bis gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts anhielt. Die Saalkirche erfreute sich dabei grosser Beliebtheit. In der Ostschweiz war es der aus dem Vorarlberg stammende Baumeister Johann Ferdinand Beer und in der Zentralschweiz die Baumeister Jakob Singer und Niklaus Purtschert, welche als erfolgreiche Unternehmer in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts das Baugewerbe praktisch beherrschten. Mit diesen drei Personen wurde in der Architekturgeschichte denn auch die Entwicklung von regionalen Typen von Saalkirchen in Verbindung gebracht. Diese sogenannten Landkirchenschemata wurden auch von den nachfolgenden Baumeistergenerationen übernommen und fanden – mit wenigen Abänderungen – in einzelnen Regionen bis in die Zeit kurz nach 1850 Verwendung. Während die architektonische Entwicklung dieser Landkirchen bereits zur Genüge erforscht worden ist, hat sich bisher noch niemand mit deren Dachwerkskonstruktionen beschäftigt.
Im Rahmen eines vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderten und von Prof. Dr.-Ing. Stefan Holzer geleiteten Forschungsprojekts zur Entwicklung des weitgespannten Holzdaches in der Nord- und Zentralschweiz 1600–1850 wurden 101 weitspannende Dachwerke über katholischen Saalkirchen systematisch untersucht. Anhand dieser Daten können die Konstruktionen einerseits in ihren einzelnen Bestandteilen betrachtet und verglichen werden, um Entwicklungslinien nachzuzeichnen, welche teilweise über alle Regionen fassbar werden. Andererseits können die dokumentierten Dachwerkssysteme mit den jeweiligen Baumeistern, den historisch fassbaren Zimmerleuten und den erhaltenen Plänen zusammengebracht werden. So wird klar, dass der Baumeister ab mindestens dem 18. Jahrhundert die Konstruktion des Dachwerks festlegte, auch wenn dieser kein Zimmermann, sondern ein ausgebildeter Steinmetz war. Mit einzelnen Baumeistern – allen voran Jakob Singer, Niklaus Purtschert und Johann Ferdinand Beer – können denn auch spezifische Konstruktionssysteme in Verbindung gebracht und deren Einfluss auf nachfolgende Generationen beurteilt werden. Durch die grosse Anzahl an untersuchten Konstruktionen ist es zudem möglich festzustellen, wo konstruktive Innovationen zum ersten Mal auftreten und von welchem Baumeister diese ausgingen. Der Blick auf später gebaute Dachwerke sagt uns zudem, wie erfolgreich diese Innovationen schlussendlich im gebauten Bestand waren. Show more
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https://doi.org/10.3929/ethz-b-000549913Publication status
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Publisher
ETH ZürichSubject
HOLZTRAGWERKE + HOLZKONSTRUKTIONEN (BAUKONSTRUKTIONSTEILE); Dachkonstruktion; Kirchenbau; Schweiz; KIRCHEN (ARCHITEKTUR); Konstruktionsgeschichte; bautechnikgeschichte; DOKTORAT + DISSERTATION + PROMOTION (HOCHSCHULWESEN)Organisational unit
09581 - Holzer, Stefan M. / Holzer, Stefan M.
Funding
172813 - Evolution of the wide-span timber roof in northern and central Switzerland 1600-1850 (SNF)
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