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Autor(in)
Datum
2020Typ
- Doctoral Thesis
ETH Bibliographie
yes
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Abstract
Das lange 15. Jahrhundert war für das Gebiet des heutigen Kantons Graubünden eine Zeit des Fortschritts und des Aufbruchs: Neue Transitwege wurden erschlossen, die regionale Wirtschaft wurde von einem Aufwind erfasst und die Bevölkerungszahlen stiegen in der Folge sprunghaft an. Das 15. Jahrhundert etablierte aber auch ein Autonomiebewusstsein in der Bevölkerung, was auf einer politischen Ebene zum Zusammenschluss der Gerichtsgemeinden im Freistaat der Drei Bünde führte. Auch auf einer kirchlichen Ebene machte sich eine Unzufriedenheit breit, was sich zuerst in der Gründung neuer Kirchgemeinden manifestierte und schlussendlich damit endete, dass sich etwa zwei Drittel der Gemeinden der Reformation anschlossen.
Nicht nur die politischen, kirchlichen und gesellschaftlichen Strukturen änderten sich, sondern auch die Baulandschaft, die zuvor zwei Jahrhunderte in einem tiefen Schlaf schlummerte. Die jungen Kirchgemeinden benötigten nun eigene Kirchen, in denen sich der Stolz und die Ansprüche der jeweiligen Gemeinde widerspiegelten, wobei das eigentliche Bedürfnis oftmals weit überschritten wurde. Als um die Mitte des 15. Jahrhunderts der spätgotische Architekturstil und damit das bautechnische Wissen von geübten Baumeistern und Steinmetzen nach Graubünden getragen wurde, fanden diese einen fruchtbaren Boden und ideale Bedingungen vor.
Die Begeisterung für die spätgotischen Bauformen und der Bedarf an neuen Kirchen liessen in wenigen Jahrzehnten eine Hochkonjunktur im Bauwesen entstehen, in deren Folge bis zur Reformation über 130 Bauprojekte in 118 Objekten ausgeführt wurden. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit diesem Zeitraum des intensiven Bautriebs in Hinsicht auf die Entwicklung der Gewölbekonstruktionen von der Planung bis zur Ausführung im Bauwerk. Anhand von ausgewählten Fallstudien an repräsentativen Kirchen soll ein Abbild des spätgotischen Bauwesens von den involvierten Steinmetzen und verantwortlichen Meistern bis hin zu den verwendeten Baumaterialien und den konstruktiven Aspekten gegeben werden. Im Fokus steht dabei auch das Bauen im Bestand, denn das spätgotische Kirchenschema wurde nicht nur auf Neubauten, sondern auch auf bereits bestehende Kirchen angewendet, die durch die Hände geschickter Meister und Steinmetze nachträglich eingewölbt wurden. Im Zentrum der Ausführungen steht dabei immer das Bauwerk selbst, das mit Methoden aus der Bauforschung und Konstruktionsgeschichte untersucht wurde. Neben den traditionellen Methoden des Studiums durch Beobachtung mit oder ohne Hilfe von Streiflicht wurden auch die Vorteile von technischen Hilfsmitteln ausgenutzt, von einem reflektorlosen Tachymeter bis hin zu modernen Laserscannern. Die Aufarbeitung und Diskussion dieser intensiven Zeit des Baubetriebs erlaubt schlussendlich einen entscheidenden Einblick in die Planungs- und Bauprozesse des Gewölbebaus der Spätgotik in Graubünden. Mehr anzeigen
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https://doi.org/10.3929/ethz-b-000454176Publikationsstatus
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Verlag
ETH ZürichThema
Spätgotik; Gewölbekonstruktion; Konstruktionsgeschichte; Bauforschung; Graubünden; Nachträgliches EinwölbenOrganisationseinheit
09581 - Holzer, Stefan M. / Holzer, Stefan M.
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